DER MENSCH
SIEGER KÖDER
„Ich bin Schwabe, ich bin Pfarrer, ich male Bilder“
DER MENSCH SIEGER KÖDER
Sich selbst hat Sieger Köder beschrieben mit: „Ich bin Schwabe, ich bin Pfarrer, ich male Bilder“. Treffender ist eine Beschreibung eines der größten religiösen Maler unseres Landes nicht möglich. Wer kennt sie nicht, seine farbenfrohen und aussagekräftigen Bilder. Er denkt sich in große biblische Gestalten und Eignisse hinein wie wenig andere Künstler. Er hat mit seinen Bildern nicht nur abgebildet, er hat interpretiert. Seine Kunst ist in doppelten Sinn wertvoll. Sieger Köder ist mit seinem Land verbunden und wir sind ihm verbunden.
Erwin Teufel, Ministerpräsident a.D.
VITA
3.1.1925 | geboren in Wasseralfingen |
1931-43 | Schulzeit in Wasseralfingen und in Ellwangen, Abitur |
1943-45 | Arbeitsdienst, Wehrmacht, Kriegsgefangenschaft |
1946-51 | Fachschule für Edelmetalle in Schwäbisch Gmünd und Kunststudium in Stuttgart |
1951-54 | Anglistikstudium in Tübingen und Referendariat in Stuttgart |
1954-65 | Kunsterzieher in Aalen |
1965-70 | Studium der Katholischen Theologie in Tübingen und München, Priesterseminar |
1971-75 | Priesterweihe, Vikariat in Ulm |
1975-95 | Pfarrer in Rosenberg und Hohenberg |
Ab 1995 | Pensionär in Ellwangen |
9.2.2015 | gestorben in Ellwangen |
Sieger Köder wurde am 3. Januar 1925 im Rathaus in Wasseralfingen geboren. Sein Vater Sebastian, gebürtig aus Jagstzell (Gemeinde östlich von Rosenberg und nördlich von Ellwangen) war dort Gemeindepfleger, also für die Finanzen der Kommune zuständig. Sein Taufname ist Siegfried, frühe Zeichungen tragen noch diese Signatur. Daraus entwickelte sich die schwäbische Namensform „Sieger“. Zusammen mit seiner Schwester Elisabeth wohnte die Familie damals noch im Rathaus; später bauten die Köders ein geräumiges Wohnhaus in Sichtweite des Rathauses und der Pfarrkirche Sankt Stephanus.
Siegfried besuchte die unteren Klassen der damaligen Wasseralfinger Volksschule, wechselte danach ins Ellwanger humanistische Peutinger Gymnasium und machte sich mit den alten Sprachen vertraut – in Aalen gab es noch keine entsprechende Bildungseinrichtung. Als „Fahrschüler“ (die jeden Tag mit der Eisenbahn nach Ellwangen fuhren) lernte er zahlreiche Mitschüler kennen; manche diese Freundschaften hielten das ganze Leben lang an, beispielsweise zum späteren Professor Dr. Eugen Hafner (1924-2015, Aalen) oder zu Pfarrer Gebhard Lutz (1926-2020, Aalen-Hofen). Manche Bombenalarme verbrachte der Schüler Siegfried Köder nicht im Keller des Gymnasiums sondern bei seinem Schulfreund Josef Graf Adelmann, genannt „Jupp“ im gleichnamigen Palais, wo die gräfliche Familie wohnte. Auch diese Freundschaft zum späteren Rundfunkpfarrer hielt ein Leben lang.
Im „Bund Neudeutschland“ (ND), einem aus Gymnasiasten bestehenden Jugendverband, fand er viele lebenslange Freunde. Nach dem Abitur 1943, nach Reichsarbeitsdienst, nach Wehrmacht und eineinhalbjähriger amerikanischer Kriegsgefangenschaft kehrte er am Heiligabend 1945 zu seiner Familie nach Wasseralfingen zurück. Beim ND, der auf der Burg Niederalfingen, wenige Kilometer von Wasseralfingen entfernt, seinen Sitz hatte und wo er schon viele Ferienwochen als Schüler vor dem Krieg zugebracht hatte, leitete er als Kunststudent, Studienreferndar und Studienrat, zuletzt als „Gaugraf“ für den nordöstlichen Teil Württembergs zuständig, zahlreiche Freizeiten, Schulungen und Bildungsmaßnahmen. Später als Studienrat für Kunsterziehung und Englisch in Aalen, wurden die Schulfeste des Schubartgymnasiums schon bald zur Legende. Die Drehbücher dazu mit den kompletten oft gereimten Texten und Kulissenentwürfen, teilweise auch verfilmt, schrieb und zeichnete er selber; inhaltliche Vorlagen stammten aus der griechischen und römischen Geschichte. Von den Schullandheimaufenthalten mit Malkursen schwärmen noch heute manche ehemaligen Schüler.
Ein sogenanntes „Berufungserlebnis“ zum Priesterberuf hatte er nach eigenen Aussagen nicht. Vielmehr begeisterte ihn das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) und Papst Johannes XXIII. (1881-1963), der mit seinem „Aggiornamento“ ein Fenster des Vatikans aufgemacht hatte um den Mief langer kirchlicher Traditionen hinaus und frischen Wind in die Katholische Kirche hineinblasen zu lassen. Als vierzigjähriger beendete er seine Zeit als Oberstudienrat, studierte in Tübingen und München Katholische Theologie und wurde 1971 zum Priester geweiht. Vier Jahre war er Vikar in Ulm und dann von 1975 bis 1995 Pfarrer der beiden katholischen Kirchengemeinden „Zur Schmerzhaften Mutter“ in Rosenberg und der Sankt-Jakobus-Kirchengemeinde in Hohenberg. Seine ebenfalls zwanzigjährige Pensionszeit verbrachte er in Ellwangen als vielbeschäftigter Aushilfspfarrer und vor allem Maler von biblischen Themen. Am 9. Februar 2015 starb der Neunzigjährge im Krankenhaus in Ellwangen.
Rückblickend auf sein erfülltes Leben kann man sagen, dass er die erste Lebenshälfte der Kunst und dem Lehrerdasein gewidmet hat, die zweite ungefähr gleichlange Lebenszeit war er der Pfarrer, „der mit Bildern predigt“. Zahlreiche Altarbilder, Bildfenster und drei große Kreuzwege hat er gemalt, mit seiner „Tübinger Bibel in Bildern“ neue Sichtweisen der Bibel erschlossen und mit seinem unverwüstlichen Humor, der auch in zahllosen Karrikaturen und Zeichnungen zum Ausdruck gekommen ist, viele Menschen froh und glücklich gemacht.
Eine kirchliche Ehrung (Monsignore, 1985) und zahlreiche weltliche Ehrungen (Bundesverdienstkreuz, 1985; Professor h.c., Land Baden-Württemberg, 1985; Dr. theol. h. c. der Theologischen Hochschule der Salesianer in Benediktbeuern, 2003; Große Ehrenplakette in Silber der Stadt Aalen, 2000; Bürgermedaille in Gold der Stadt Ellwangen, 2010; Ehrenbürger der Gemeinde Rosenberg, 2015) zeugen von der großen Verehrung einer im Kern immer einfach und bescheidenen gebliebenen Persönlichkeit.
SIEGER KÖDER ALS VORBILD
In den fünfziger Jahren war es wichtig Lehrer zu haben, die das Unglaubliche der Jahre zwischen 1933 und 1945 nicht entschuldigt haben. Sieger Köder hat zu diesem Thema keine großen Reden gehalten, hat aber durch seine Persönlichkeit und sein Verhalten, seine Einstellungen gegen die Nazis, ein Vorbild für demokratische Einstellung gegeben.
Wolfgang Roth, SPD-Bundestagsabgeordneter
SIEGER KÖDER und sein HUMOR
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